Und, wie war es wirklich?

Idylle pur? Oder einfach nur haufenweise Arbeit? Nette Begegnungen oder nervige Gäste? Wie ist es wirklich, eine Hütte zu bewirtschaften? Für viele ist es eine idyllische Vorstellung, den Sommer auf der Alm zu verbringen, doch was steckt eigentlich dahinter? Auch uns war im Frühling noch nicht ganz klar, worauf wir uns da eigentlich einlassen…

Unheimlich viel Arbeit? Ja!
Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, in den Grautönen. Fakt ist, es ist unheimlich viel Arbeit, vor allem, wenn man – wie wir – fast alles selber macht. Oft folgte einem 10-Stunden-Almtag noch ein Abend mit Kuchen backen oder Kaspressknödel braten, oder es ging ein früher Morgen mit Putzen oder Frühstück richten voran. Tatsache ist aber auch, dass es unheimlich lohnend ist, sich darauf einzulassen.

Etwas eigenes schaffen
Es ist schön, etwas eigenes zu schaffen. Etwas Sicht-, Fühl- und Hörbares. Etwas, worin wir unsere eigene Linie, unseren eigenen Stil, hineinbringen konnten. Einen Ort, an dem sich Leute treffen, sich wohlfühlen, gut essen und sich darüber freuen. Und es ist unheimlich abwechselnd. Wir waren über den Sommer Köche, Kellner, Social-Media-Manager, Grafik-Designer, Putzpersonal, Buchhalter, Einkaufsmanager und vieles mehr auf einmal.

Ein (einheimischer) Freund rät mir, auf die mir oft gestellt Frage „Wie kommt denn ein Deutscher hier hoch?“, immer eine andere Geschichte zu erzählen. Von einem kurz angebundenen „So wie du – zu Fuß“, über ein blaffes „Ich bin der Chef hier“, bis zu einem „Ich habe da eine Kuh, der habe ich die Hörner gebogen wie einen Fahrradlenker, mit der reite ich jeden Tag hoch und wieder runter. Nur mit der Schaltung klappt’s nicht, über den ersten Gang schafft sie’s einfach nicht.“ Ich tue das aber nicht, ich erzähl den Leuten meine Geschichte, um sie dann nach ihrer zu fragen. Da oben erfährt man einfach alles. (Eike)
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Planbar? Fast nichts!
Die größte Herausforderung lag für uns in der fehlenden Planbarkeit. Kommen heute 10 Gäste oder 100? Klar, in gewissem Rahmen kann man die Anzahl der Gäste einschätzen, doch sehr oft lagen wir mit unserer Einschätzung völlig daneben. Denn: Menschen verhalten sich nicht immer so, wie zu erwarten wäre. Bei schönem Wetter kann es durchaus sein, dass viele lieber an den See gehen – einmal hatten wir bei strahlendem Sonnenschein nur einen einzigen Gast. Dafür hat es sich bei leichtem Regen des öfteren in der Stube gedrängt. Die Organisation ist also schwierig, dafür ist es umgekehrt sehr spannend, und die Tage sind selten gleich.

Große Freiheit, keine Freiheit
Klar, das Gefühl, da oben zu sein, erzeugt ein Gefühl von Freiheit, genauso wie die Tatsache, sein eigener Chef zu sein. Doch so einfach ist es wahrlich nicht. Denn als Hüttenwirt/in kann man sich nicht aussuchen, wann die ersten Gäste kommen, wer sie sind und wann die letzten gehen. Ja, und gerade die Früh-Kommer und Spät-Geher sind die, die am liebsten alles über die Hüttenwirte, die Familie, die Umgebung und die Zukunftspläne erfahren wollen. Ob man will oder nicht. Insgesamt ist es eine Tätigkeit, die nicht viel Privatsphäre zulässt, nicht nur, weil manche Menschen tatsächlich die Nase an die Hüttenfenster stecken;-)

Beim Kloputzen denke ich mir: „War das mein Ziel im Leben?“ Beim Anblick der gefüllten Tische mit fröhlichen Menschen oder am Abend nach getaner Arbeit beim Sonnenuntergang finde ich: „Dafür würde ich noch mehr machen!“ Das Leben da oben hat seine Nachteile, auf jeden Fall. Aber in Summe war es ein Sommer voller Leben, voller Menschen, Tiere, Gefühle, Gerüche, Geräusche… und genau das wollten wir!  (Margret)
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Nochmal?
Es wird einen zweiten Almsommer geben. Voraussichtlich. Ganz leicht ist uns die Entscheidung nicht gefallen, denn das mit der vielen Arbeit ist nicht gelogen und irgendwer muss ja auch die Hofarbeit machen. Aber es zieht uns halt doch wieder hinauf auf unsere Alm. Nächstes Jahr werden wir also mit verstärktem Team und anderen Öffnungszeiten im Juni und September wiederkehren –  und freuen uns auf die zweite Saison als „Jagglhüttenwirte“!

Der Familie sei Dank
Wir sind sehr dankbar, von unserer Familie so viel Unterstützung bekommen zu haben. Sonst hätten wir es nie geschafft!

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